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Eröffnung, Zentrumskontrolle, Taktiken, Vorhand, Positionierung.

„Von dem Recht zu ziehen muss man immer den besten Gebrauch machen. Man muss keinen Zug verlieren. … das Ziel der Eröffnung (ist) die Entwicklung der Figuren.“ (Tarrasch, S.321/322)*


„Aber man kann mit der Eröffnung neben der Entwicklung der Figuren, die immer das wichtigste Ziel der Eröffnung ist, auch den Zweck verbinden, das Zentrum zu erobern...“ (Tarrasch, S. 330)*)


Die Kontrolle der Mittellinie und der Mittelreihe des Palastes ist das, was man im Xiangqi unter „Zentrumskontrolle“ versteht.


Der Mittelpunkt des Palastes ist sein Lebensnerv. Der Feldherr steht direkt dahinter. Seine Lähmung (z.B. durch ein Pferd „im Herz des Palastes“) wirkt sich meist sofort auf das ganze Spiel aus.


Über „Positionieren, Tauschen, Opfern“

Alle Taktik beruht auf diesen drei Techniken. Da die Chinesen zwischen Technik und Taktik (shu = Kunst[fertigkeit]) nicht unterscheiden, gibt es so viele Taktiken, wie es „klassische“ Schriftzeichen gibt, um sie in literarisch schöner Form zu benennen. Xiangqi gehört in China zur höheren Geisteskunst, zu der auch die Poesie gehört, und so präsentiert es sich gern stolz als zu diesem Weltkulturerbe gehörig. Bedauerliches Opfer ist die klar differenzierende europäische Begrifflichkeit.

1. Stellungsspiel

„Es kommt immer wieder im Mittelspiel zu Situationen, die entweder spannungslos vor sich hinplätschern oder verwickelt und kompliziert sind, und es muss trotzdem unbedingt jetzt etwas getan werden, wenn man ein Abrutschen in einen unbefriedigenden Spielverlauf vermeiden will. Man hat aber nichts Sinnvolles zum tauschen, kann nichts opfern, sondern muss mit effektivem Stellungsspiel zu einer befriedigenden Position kommen.“ (aus dem Xiangqi Shizhan Zhonjupu)**


2. Abtausch

Stellungsspiel und Abtausch treten häufig gemeinsam auf. Die Erringung der Vorhand, d.h. dem Gegner das Gesetz des Handelns diktieren, ist das Ziel dieser Technik. Nicht selten bringt ein gleicher Qualitätstausch (z.B. W versus P+K) eine günstigere Position oder führt der Tausch von Pferden mit Elefanten zu einer Schwächung des Verteidigers. Des weiteren fallen Doppelangriffe und Fesselungen unter diese Kategorie. Fesselungen mit Hilfe der Kanone nehmen dabei eine Sonderrolle ein.


3. Opfern

Auch diese Technik wird unter vielen Namen als Taktik verkauft. „Opfern für ein schnelles Matt“, „Opfern für den Gewinn der Vorhand“, „Opfern für Materialgewinn“ sind durchaus verschiedene Ergebnisse eines Opferzuges. Weil Chinesen alles vom Endergebnis her sehen, teilen sie das Opfer auch in diese drei Kategorien ein.


Dem Initiative-Begriff aus dem Schach entsprechen im Xiangqi die Begriffe „Vorhand“ (Initiative) und „Nachhand“ (Rückstand, in der Defensive). In der Vorhand ist auch im Xiangqi derjenige, der einen zwingenden Angriffszug machen kann und dadurch sofort oder langfristig seine Position verbessert; in der Nachhand ist derjenige, der darauf – entgegen seiner ursprünglichen Pläne - antworten muss.


Die Vorhand

In der Eröffnung ist Rot „natürlich“ immer in der Vorhand, und die richtige Spielführung ist die, es bis zum Ende auch zu bleiben. Die Kunst des Schwarzen besteht darin, einen schwächeren roten Zug wirksam in eine eigene Vorhand umzuwandeln und die Eröffnungsbücher sind voll von Techniken und Gegenkontern, mit denen die Vorhand gesichert oder erkämpft werden kann. Aber die eigentliche Domäne des Kampfs um die Vorhand ist das Mittelspiel, wenn die ersten 10-12 Züge gemacht worden sind und die Fortsetzungen mit ihren Verzweigungsmöglichkeiten am gedanklichen Horizont erahnbar werden.


„Wer immer mit Tempogewinn arbeitet, gewinnt schließlich die Partie“ (Tarrasch S. 327)*

Die zweckmäßige Postierung der Steine im geschaffenen Raum ist das wichtigste in einer Schach-Partie und ist wichtiger als materieller Vorteil. „Sehr oft wird der Gewinn dadurch herbeigeführt, dass man die entscheidend bessere Stellung durch Aufopferung von Material erzwingt, ein Sieg des Geistes über die Materie“. (Tarrasch, S.321)


Oder wie es die Chinesen sagen: „Ein effektiver Einsatz aller Steine soll die Initiative in Form von Vorhand oder Positionsvorteil sichern. Man zieht sie, um einen bestimmten strategischen Plan zu verfolgen und die definitiven Voraussetzungen für den Sieg zu schaffen.“ (Xiangqi cidian, S. 108)***


* Siegbert Tarrasch, Das Schachspiel, Berlin 1947
** Gan Jushi, Xiangqi Shizhan Zhongjupu, renminqiyu chu ban she, S. 68
*** Xiangqi cidian (Lexikon des Xiangqi), Shanghai, 1985

Der Aufsatz wurde redaktionell leicht bearbeitet.

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